Pädagogische Schwerpunkte in Projekten

 

WALDPROJEKT mit den “Großen”

Das Waldprojekt ist entstanden aus dem großen Interesse der Kinder zur Natur, vermittelt durch ein Projekt eines Praktikanten im Kinderhausjahr 2002. Nachmittagsangebote, wie z.B. Käschern, wurden durchgeführt und Themengebiete wie z.B. “Der Wald und seine Bäume”, “Wir sind Gäste im Wald” wurden bearbeitet und brachten eine positive Resonanz der Kinder und Eltern.

Aufgrund des Erfolgs dieses Projektes haben wir uns entschlossen, dieses Angebot auch nach Ende der eigentlich geplanten Projektdauer des Praktikanten weiterzuführen.

Seitdem erleben wir jedes Jahr mit den Vorschulkindern des Kinderhauses den Wald in seinem Jahreskreislauf.

Warum in den Wald?

Die Möglichkeit, sich im Wald als Entdecker, Sammler und Hüttenbauer zu betätigen, kommt einem im Menschen tief verwurzelten Bedürfnis entgegen. Etwas „bewegen können“ – kein Plastikteil, sondern etwas „echt“ Schweres – diese lebenspraktischen Erfahrungen schaffen die Basis für das spätere „Zupacken“ können in anderen lebenspraktischen Bereichen.

Förderung der Wahrnehmung

Der Wald bietet den Kindern die Möglichkeit, ihre Umgebung differenziert wahrzunehmen und ihre Sinne zu schulen (riechen, fühlen, hören, tasten, schmecken).

Förderung der Grobmotorik

Der Naturraum ist keine stolperfreie Zone und das ist gut so. Denn wer stolpert, der lernt auch fallen und wer fallen kann, der ist weniger verletzungsgefährdet, lernt seinen Körper einzuschätzen und kann im Ernstfall auf erlernte Bewegungsmuster zurückgreifen.

Förderung der Eigenaktivität

Im Naturraum beobachten wir bei den Kindern eine erhöhte Bereitschaft etwas zu schaffen, etwas auszuprobieren und durchzuhalten. Die Reizarmut des Waldes begünstigt die Kreativität und Ausdauer.

Förderung eines gesunden Selbstwertgefühls

Kinder hinterlassen ihre Spuren im Wald, sie erleben Unsicherheit und machen Grenzerfahrungen im körperlichen und geistigen Bereich. Mut und Selbstsicherheit können sich aufbauen.

Förderung der Überzeugungs- und Teamfähigkeit

Durch natürliche Gegebenheiten des Waldes, wie z.B. das Gewicht von Ästen, sind die Kinder aufeinander angewiesen. Sie treten in einen Dialog zueinander, unterstützen sich und freuen sich über gemeinsame Projekte.

Empathie und Naturverbundenheit

Prozesse des Vergehens und Werdens sind erlebbar. Der Naturraum ermöglicht „Beheimatung“. Durch eine emotionale Bindung an die Natur im Vorschulalter wird die Grundlage geschaffen für ein Engagement zur Erhaltung von natürlichen Lebensräumen.

Unsere Umsetzung

Eine Einführungswoche am Vormittag bietet den Kindern erste Orientierung im genutzen Waldgebiet und sie entdecken eine neue “Spiel- und Erlebniswelt”. Regeln und mögliche Gefahren werden besprochen und erste Spielmöglichkeiten entwickelt.
 
In jeder Jahreszeit spazieren wir an 4-5 Nachmittagen zu den “Sieben Quellen” oder zum “Schwarz Wasser”, um dort gemeinsam auf Entdeckungstour zu gehen. Thematische Inhalte werden den Bedürfnissen der Kinder, unter Berücksichtigung der jahreszeitlichen Gegebenheiten, angepasst und reichen vom Hüttenbau, über das Leben der heimischen Tiere im Wald bis zur Entdeckung vom Laich zum Frosch.
 
Die Kinder müssen flexibel mit den jeweiligen Tagesgegebenheiten umgehen und ggf. reagieren. Lässt das Wetter die geplante Aktivität zu oder sind wir nicht alleine und müssen uns unseren Erlebnisraum teilen? Dies fördert die Eigenaktivität und die Entwicklung von neuen Ideen. Klettern, Staudamm bauen, Käschern, Schnitzeljagd – fast alles ist möglich.
 
Die Kompetenzen der jeweiligen Elternschaft machen wir uns zu Nutze. So bringen sich Mütter, Väter oder Großeltern mit ihrem Wissen ein und wir lernen so z.B. auch die Welt der Pilze kennen.
 
Den Abschluss des Projektes gestalten wir mit den Kindern gemeinsam. So reflektieren wir die Zeit in der Natur und lassen Revue passieren, was wir mit dieser Gruppe erlebt haben. Was hat am meisten Spass gemacht? Was fanden wir nicht so toll? Was haben wir gelernt? Abschließend überlegen wir gemeinsam, was am letzten Waldtag stattfinden soll.

KLEINE FORSCHER 

Angeregt durch eine Fortbildung bei der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ wollten auch wir den Kindern naturwissenschaftliche Phänomene begreifbar machen, denn sie sind Teil ihrer Erfahrungswelt. Warum schäumt die Zahncreme? Warum dampft der heiße Kakao?
Diese vielfältigen Anlässe im Alltag der Kinder nutzen wir für unsere Pädagogische Arbeit.

Wie sieht die Umsetzung im Kinderhaus aus?

Das Forschen und Experimentieren integrieren wir in unterschiedlicher Form in unsere Arbeit.
Je nach dem Bedürfnis der Kinder…

…richten wir eine Experimentierecke ein, die nach einer Einführung von den Kindern frei genutzt werden kann. Experimentierkarten helfen den Kindern selbstständig Versuche durchzuführen. Unabhängig vom Erzieher können sie verschiedene Experimente wiederholen, darüber staunen und sie verstehen.

…führen wir Projekte am Nachmittag zu einzelnen Themengebieten mit festen Kleingruppen durch.

… treffen wir uns spontan mit neugierigen Kindern und erproben neue Experimente am Morgen.

Ziele

Das Forschen weckt Neugier und Begeisterung für naturwissenschaftliche Phänomene und technische Fragestellungen.

 Beim Experimentieren entwickeln die Kinder Lernfreude und erlangen durch das Beobachten, Vergleichen und Kategorisieren eine Problemlösekompetenz.

Weitere Basiskompetenzen, die die Kinder für ihren späteren Lebensweg benötigen, bauen sich auf. Dazu gehören u. a. Sprachkompetenz, Sozialkompetenz und Feinmotorik, sowie ein Zugewinn an Selbstbewusstsein und innerer Stärke.

Mehr zur Stiftung: „Haus der kleinen Forscher“

Die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ verankert die alltägliche Begegnung mit Naturwissenschaften, Mathematik und Technik dauerhaft und nachhaltig in allen Kitas und Grundschulen in Deutschland. Damit setzt sie sich für bessere Bildungschancen von Mädchen und Jungen in den genannten Bereichen ein.

 Sie bietet pädagogischen Fachkräften mit kontinuierlichen Fortbildungen in lokalen Netzwerken praxisnahe Unterstützung. Eltern und weitere Bildungspartner werden dabei einbezogen.

Pädagogische Handreichungen z.B. Experimentierkarten und andere vielfältige Materialien bieten Anregungen. Hintergrundinformationen und Experimente finden Interessierte auch im Internet.

Es werden jährliche Aktionstage sowie Treffen der lokalen Netzwerkmitglieder angeboten. Die VHS in Kleve ist beteiligt am Aufbau des lokalen Netzwerks. Unterstützt wird dieses Projekt von der Apotheke im EOC.

Wenn Sie mehr über das „Haus der kleinen Forscher“ erfahren möchten, dann schauen Sie nach unter www.haus-der-kleinen-forscher.de

WERKEN

Dass die ganze Menschheitsgeschichte mit dem Faustkeil begann, ist aus heutiger Sicht fast unfassbar. Aber kreative und phantasievolle Ideen, Spaß am handwerklichen Tun, Freude und Stolz am „Endprodukt“, und sei es noch so unscheinbar, das alles ist dann der Lohn für die getane Arbeit. Das gilt heute und galt auch schon vor 8000 Jahren.
Oftmals können Kinder im täglichen Miteinander erleben, wie ein Gegenstand, eine Sache zu Bruch geht. Sie können dann vielleicht beobachten wie er instandgesetzt wird?!

Bei Kindern besteht eine gewisse Neugierde und ein lebhaftes Interesse an Werkzeugen. Sie ahmen die Tätigkeiten der Erwachsenen gerne nach, aus einem Stock wird ein Hammer, aus einem Stück Blech eine Säge. Auch die Werkzeugkiste übt magischen Reiz auf sie aus. Hier haben Eltern wie Erzieher jedoch meist Sorge und projizieren ihre Angstgefühle leicht auf die Kinder. Das macht Kinder ebenfalls unsicher und ängstlich. „Du darfst nicht mit dem Hammer herumhantieren, du könntest dir auf die Finger klopfen!“ Aber wie lernen Kinder den Umgang mit „gefährlichen Dingen“?- Genau wie Erwachsene auch, durch Übung und Handhabung und durch das Vertrauen, das in sie gesetzt wird: es geht sicher alles gut!

Wenn also doch der Nachahmungstrieb vorhanden, das Interesse geweckt und der kindliche Tatendrang nicht zu bremsen ist, so wollen wir den Kindern erst recht die Möglichkeit bieten, den richtigen Umgang mit Werkzeug zu lernen!

Wie damals Maria Montessori es einst formulierte: „Hilf mir es selbst zu tun!“ Denn gerade durch den Umgang mit kreativen Materialien und Werkzeugen gelangen die Kinder zu einer großen Konzentration (Polarisation der Aufmerksamkeit) erleben sie sich als hantierende, werden selbstaktiv, erzielen persönliche Erfolge und stärken dadurch ihr Selbstbewusstsein.

Ziele

Weitere Ziele sind außerdem:

  • verschiedene Handwerkzeuge und deren typische Nutzungsmöglichkeiten kennen zu lernen
  • ebenso verschiedene Materialien und Werkstoffe
  • selbständigen und richtigen Umgang mit Material und Werkzeug erproben
  • beim Umgang mit gefährlichem Werkzeug Vorsicht üben lernen
  • sehen, dass sich ein Material durch Bearbeitung verändert
  • erfahren, dass es sich lohnt etwas zu reparieren
  • erfahren, dass man mit Werkzeug und Hilfsmitteln defekte Gegenstände instand setzten kann
  • eine Arbeitshaltung entwickeln lernen
  • Fördern des Gemeinschaftssinn
  • und zur Hilfsbereitschaft angeregt werden
Umsetzung

Das Werken führen wir überwiegend in einer Kleingruppe an einem Nachmittag in der Werkhütte durch. Ca.6 Kinder können am „Werkkurs“ teilnehmen. Es ist eine feste Kursgruppe, da die einzelnen Einheiten des Projekts meistens aufeinander aufbauen.
 
Die Kinder beginnen ab 4 Jahren mit kleinen Nagelbildern und kraftaufwendigere Arbeiten werden eher den 5 – 6 Jährigen ermöglicht.
 
Wichtig ist uns, dass Mädchen wie Jungen das Werken ermöglicht wird. Nichts desto trotz werden mal gemischte Projektgruppen oder geschlechtsspezifische Gruppen („Mein Hammer ist rosa!“) geplant.
 
Haben Kinder ein gutes handwerkliches Geschick entwickelt, ein gutes Maß an Regelbewusstsein erlernt, können sie auch zu anderen Zeiten in der Werkhütte eigentätig werden.

„ Wer die Botschaft des Werkzeuges aufnehmen möchte, nehme es in die Hand und gehe damit um, und sei es auch nur im Geiste. Er wird dabei den universalen Menschen kennenlernen, der in ihm schlummert.“ (Jean Bernard)